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08/01/2024

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Die Dimensionierung der Ankeranlage: Ein umfassender Leitfaden für sicheres Ankern

1. Bootstyp und -größe berücksichtigen

Die Dimensionierung einer Ankeranlage beginnt mit der Berücksichtigung des Bootstyps und seiner Größe. Motor- und Segelboote haben unterschiedliche Anforderungen, und die Größe des Bootes beeinflusst direkt die notwendige Ankergröße und auftretenden Kräfte. Kleine Boote können mit leichterem Ankergeschirr und weniger aufwändiger Ausrüstung auskommen, während größere Boote robustere Ankeranlagen benötigen.

2. Einsatzgebiet und Gewässertiefe evaluieren

Das geplante Fahrtgebiet spielt eine entscheidende Rolle bei der Auswahl der richtigen Ankeranlage. Die Tiefe der Ankergründe, die Beschaffenheit des Meeresbodens und die auftretenden Winde beeinflussen die Dimensionierung der Ankeranlage. Berücksichtigt werden muss auch wie häufig geankert werden soll und die Ersatzteilverfügbarkeit in dem geplanten Fahrtgebiet.

3. Ankergröße und Ankertyp bestimmen

Die Auswahl der richtigen Ankergröße und -typs ist entscheidend für die Effektivität der Ankeranlage. Hier sind einige wichtige Überlegungen:

Bootsgewicht und Windlast:

  • Berücksichtigen Sie das Gewicht Ihres Bootes und die mögliche Windlast, insbesondere auch das Schwoiverhalten Ihres Bootes.
  • Ein Schweres Segelboot mit einem Langkiel verhält sich grundlegend anders vor Anker als ein Leichter Katamaran mit großer Windangriffsfläche.
  • Die Ankergröße sollte ausreichend dimensioniert sein, um diese Belastungen zu bewältigen. Die Hersteller von Ankern geben hierzu Richtgrößen in den Datenblättern an.

Ankertypen:

  • Bei der Auswahl des Ankertyps ist zu berücksichtigen, wie der Anker an Bord gestaut werden kann. Ob ein Anker in einer Ankertasche oder auf einer Bugrolle gefahren wird, entscheidet maßgeblich über den möglichen Ankertyp.
  • Die meisten modernen Anker halten auf vielen Meeresböden, jedoch sind Seegras- und felsige Böden für alle Anker eine Herausforderung.
  • Klappanker eignen sich gut für leichtere Boote und sandige Böden, für größere Schiffe und über Nacht hingegen sind sie nicht geeignet.

4. Ankerwinde – manuell, elektrisch oder hydraulisch?

Die Ankerwinde ist ein Schlüsselelement der Ankeranlage und erleichtert das Einholen des Ankers erheblich. Außerdem kann die Ankerwinde auch, wenn neben der Kettennuss auch ein Spill für Seile vorhanden ist, zum Dichtholen von Festmachern oder zum Durchsetzen eines Falls benutzt werden. Bei der Auswahl der Ankerwinde müssen Sie zwischen manuellen und elektrischen oder hydraulischen Optionen abwägen.

Manuelle Ankerwinden:

  • Geeignet für kleinere Boote und einfachere Anforderungen.
  • Erfordern körperliche Anstrengung, können jedoch zuverlässig sein.

Elektrische oder hydraulische Ankerwinden:

  • Bieten Bequemlichkeit und Sicherheit, da es nicht anstrengend ist den Anker zu lichten und neu auszubringen.
  • Geeignet für größere Boote und gerade für Bootfahrer, die regelmäßig Ankern wollen.
  • Erfordern jedoch eine umfangreiche Installation.
  • Hydraulische Winden sind sinnvoll für größere Boote, welche bereits über ein Hydraulik System für Bugstrahler oder Segelbedienung verfügen.
  • Können über Fußschalter, Kabelfernbedienungen oder auch per Funk bedient werden.

Vertikale oder horizontale Ankerwinde:

Die Achse der Kettennuss kann parallel zum Wasser sein oder Vertikal in die Luft zeigen. Dieser Unterschied trägt den verschiedenen Einbausituationen an Bord Rechnung.

  • Eine vertikale Achse erlaubt den Motor der Winde unter Deck zu positionieren, damit ist er besser vor Salzwasser geschützt.
  • Bei einer horizontalen Achse muss der Motor in einem Gehäuse verbaut werden, somit stehen Motor und Winsch auf Deck.
  • Bei horizontalen Winden muss der Ankerkasten tiefer ausfallen als bei vertikalen Winden, da ansonsten die Gefahr besteht, dass die Kette von der Nuss springt.

5. Ankerkette und Zubehör richtig wählen

Bootstyp und -größe haben, wie bei der Dimensionierung des Ankers, einen großen Einfluss auf die Auswahl der Kette. Generell ist eine Ankerkette einer Ankerleine zu bevorzugen. Eine Ankerleine kann an Steinen, Korallen oder alten Schrottteilen schnell durchscheuern. Außerdem bietet sie kein Gewicht und müsste viel Länger sein als eine Ankerkette.

Kriterien für die Auswahl einer Ankerkette:

  • Länge - Kette auf dem Grund bedeutet Reibung und damit eine Entlastung des Ankers. Außerdem wirkt eine lange Kette dämpfend, wenn Sie durch Wind kurz kommt und angehoben wird. Die Kräfte am Anker werden dadurch reduziert.
  • Größe - je dicker die einzelnen Kettenglieder sind, desto mehr Kraft kann die Kette aufnehmen und so schwerer ist sie. Das ist zum Ankern super, für leichte und schnelle Boote bedeutet Gewicht am Bug aber immer ein Nachteil. Eine hochfeste Kette kann kleiner gewählt werden bei gleicher Festigkeit.
  • Material - verzinkter Stahl oder Edelstahl, es kommt auf die Details an. Edelstahlketten sehen schick aus, lassen keine Rostspuren entstehen und stauen sich deutlich besser als verzinkte Stahlketten, da sie super Glatt sind. Auch haftet weniger Schlamm an den Edelstahlkettengliedern. Soll es eine Edelstahlkette werden, so hat die Erfahrung gezeigt, dann muss es das hochwertigste Material sein - vor Allem wenn es in Warmwasserreviere gehen soll. Minderwertige Edelstahlsorten neigen nämlich bei hohen Wassertemperaturen zur Korrosion.
  • Form - es gibt Kettenglieder nach DIN oder nach ISO. Kette und Kettennuss müssen zueinander passen.

Zubehör für die Ankerkette:

  • Wirbel - sichere Verbindung zwischen Kette und Anker, verhindert Twist in der Kette und erleichtert das Ankereinholen.
  • Kettenfixierung - entlastet das Getriebe Ankerwinde.
  • Ruckdämpfer - häufig ein Nylonseil welches die Lastspitzen beim Einrucken aufnimmt. Außerdem vermindern sie die von der Kette auf das Boot übertragenen Geräusche. Auf Mehrrumpfbooten ist das der Hahnepot.

Tipp: Richtige Kettenlänge beim Ankern:

Eine detaillierte Ausführung zur notwendigen Länge der Ankerkette und der Notwendigkeit eines Ruckdämpfers sind hier zu finden: Anchor Chain Calculator

6. Hinweise für die Installation

Für die Auslegung der Ankeranlage sind einige Aspekte zu beachten, welche oben dargestellt wurden. Für die Installation möchten wir noch folgende Hinweise geben:

  • Ausreichende Dimensionierung von Kabeln und die Verwendung korrekter Sicherungen in der elektrischen Installation.
  • Bei hohen Kabellängen ist meistens eine gesonderte Ankerbatterie sinnvoll
  • Installieren Sie Fußschalter so, dass die Kette keinesfalls ihre Füße verletzen kann.
  • Sichern sie die Kette im Ankerkasten, nichts ist ärgerlicher als eine ausrauschende Kette im Wasser verschwinden zu sehen. Am besten mit einem Tau, das kann im Notfall durchgeschnitten werden.
  • Warten Sie ihre Ankeranlage regelmäßig, dann werden Sie lange Freude an ihr haben. Vor allem Salz und Schmutz gilt es zu entfernen.
  • Für längere Fahrten empfehlen wir ein Ersatzteilkit und Ersatzrelais mitzuführen.

Tipp: Anleitung Ankern und Ankermanöver:

Eine ausführliche Anleitung zum Ankern stellt der renommierte Langfahrtsegler Bobby Schenk kostenlos zur Verfügung: Bobby Schenk - Anleitungen zum Ankern

7. Fazit

Eine ausreichend dimensionierte Ankeranlage ist ein enormer Sicherheitsgewinn. Nehmen Sie sich die Zeit für eine gründliche Recherche, investieren Sie in hochwertige Ausrüstung, und trainieren Sie die Ankermanöver bei gutem Wetter regelmäßig. Dann können Sie die schönen Stunden vor Anker und Sonnenuntergänge genießen - und vor ruhig schlafen.