Wenn der Wind raumt und abnimmt, ist der ideale Zeitpunkt gekommen, das Raumwindsegel zu setzen. Es bringt Stabilität ins Schiff und sorgt für entspanntes Segeln – und was gibt es Besseres, als bei leichtem Wind sanft über die Wasseroberfläche zu gleiten?
Besonders im Fahrten- oder Shorthand-Segeln (Einhand oder Zweihand) ist ein unkompliziertes Handling entscheidend. Deshalb empfehlen wir den Einsatz eines Gennakers bzw. asymmetrischen Spinnakers. Ein Spinnakerbaum ist hier nicht nötig, sodass das aufwendige Handling am schwankenden Vorschiff entfällt. Das Manöver beschränkt sich auf die Schoten, während beim klassischen Spinnaker zusätzlich Achterholer, Topnant und Niederholer zu bedienen sind. Auch Halsen werden mit dem Gennaker deutlich einfacher: Sie lassen sich bequem vom Cockpit aus steuern – niemand muss auf das Vorschiff.
Unser Allround-Gennaker ist für ein breites Einsatzspektrum entwickelt. Er hat einen mittleren Shape und ist weder extrem flach für enge Raumschots-Kurse, noch stark bauchig für tiefe Vorwind-Kurse. So deckt er scheinbare Windwinkel von 80° bis 155° ab. Dank seiner Querschnittsform ist der Gennaker leicht zu trimmen, verzeiht kleine Fehler und reduziert den Krängungswinkel.
Wir bieten standardisierte Gennaker in Größen von 27 m² bis 265 m² an – perfekt für eine große Bandbreite an Bootstypen. Wer einen Gennaker kaufen möchte, erhält bei uns ein modernes, vielseitiges Segel, das einfache Bedienbarkeit und hohe Performance kombiniert.
Die richtige Gennaker-Größe ermitteln - so wird gemessen
Wer einen Gennaker kaufen möchte, steht schnell vor der Frage: Welche Gennaker-Größe passt zu meinem Boot? Die Antwort hängt in erster Linie vom Vorliek ab – also der Länge zwischen Tackposition und dem Austritt des Gennakerfalls am Masttop.

Da der Schnitt des Segels bereits feststeht, ist beim Messen nur ein Maß wichtig: das Vorliek. Dabei sollte Folgendes feststehen:
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Tackposition: Wo wird die Tackline (Halsleine) eingehakt – z. B. am Bugbeschlag oder am Gennakerbaum?
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Fallhöhe (ISP): Die Austrittshöhe des Gennakerfalls am Mast
Das gemessene Vorliek ergibt sich aus der Distanz zwischen der Tackposition und dem Austritt des Gennakerfalls oben im Mast.
Dieses Maß, abzüglich 20 cm, um das Segel optimal zu setzen und genügend Streckung zu ermöglichen, nutzt du in der Tabelle unten für die Zuordnung der Gennaker-Größe.
So wählst du die richtige Standardgröße für dein Schiff
So wählst du die richtige Standardgröße für dein Schiff
In der Tabelle unten findest du die Gennakergrößen mit den dazugehörigen Liekmaßen. Anhand deines gemessenen Vorlieks abzüglich der 20 cm kannst du nun in der linken Spalte schauen, welcher Gennaker der richtige für dein Schiff ist. Falls dein Maß genau zwischen zwei Größen liegt: Nimm die kleinere der beiden Größen (zu lang ist problematisch, etwas kürzer ist unkritisch).

Hier findest du unsere Gennaker in allen verfügbaren Größen- und Farbkombinationen:
Bugbeschlag oder Gennakerbaum?
Ein Gennakerbaum bringt das Segel weiter nach vorn und sorgt so für eine freiere Anströmung und bessere Performance, besonders auf Raum- und Halbwindkursen. Im Vergleich zum herkömmlichen Anschlag am Bugbeschlag steht das Segel stabiler, killt weniger und lässt sich einfacher handeln, da es etwas vor dem Bug gefahren wird und so frei von Reling und Vorstag bleibt. Eine besonders praxistaugliche Lösung sowohl für Regattaboote als auch für Fahrtenyachten ist der ausfahrbare Gennakerbaum von Seldén, der Handling und Segelleistung spürbar verbessert. Wir bieten ihn sowohl in einer robusten Aluminium-Ausführung als auch in einer besonders leichten Carbon-Variante an.
Bitte beachte, dass durch die Montage eines Gennakerbaum sich die Tackposition verändert.
Nun stellt sich die Frage, wie du dein neues Leichtwindsegel setzen und bergen möchtest
Für das Handling gibt es drei gängige Möglichkeiten:
1. Frei fliegend
Der Gennaker wird frei fliegend aus der Gennakertasche gesetzt und wieder geborgen. Häufig sind die Gennakertaschen bei diesem Manöver im Niedergang hängend oder in Lee an der Reling befestigt.
2. Bergeschlauch
Beim Handling mit Bergeschlauch wird der Gennaker im Schlauch angeschlagen und als kompaktes Paket mit dem Fall hochgezogen. Sobald er oben ist, wird der Schlauch von unten nach oben hochgezogen, sodass er im Segelkopf liegt und das Tuch frei entfalten kann. Zum Bergen zieht man den Schlauch wieder von oben nach unten über das Segel, bis dieses vollständig eingefangen ist. Auf diese Weise lässt sich der Gennaker sicher bändigen und anschließend kontrolliert auf Deck oder im Sack verstauen – besonders hilfreich bei kleiner Crew oder auffrischendem Wind.
3. Gennaker-Furler
Ein Gennaker mit Furler wird zunächst eingerollt am Bug angeschlagen und mit dem Fall hochgezogen, wodurch er kompakt bleibt und nicht killt. Zum Setzen wird die Furlingleine gefiert und das Segel über die Schot ausgerollt, bis es sich füllt. Beim Bergen beziehungsweise Einrollen fährt man möglichst raum, hält leichte Schotspannung und rollt das Segel mit der Furlingleine sauber und straff ein. So lässt sich der Gennaker jederzeit kontrolliert wegpacken oder für mehrere Schläge eingerollt oben lassen. Schließlich kann er bei Bedarf komplett mit dem Fall heruntergeholt und an Deck bereit zum Wieder-Setzen oder unter Deck verstaut werden.
Gennaker mit Bergeschlauch: Unser Fazit nach der Langfahrt

Auf unserer Langfahrt hatten wir unseren 106 m² Gennaker im Bergeschlauch – und wollten ihn bald nicht mehr missen.
Früher bin ich Raumwindsegel meist frei fliegend gefahren, ohne Schlauch oder Furler. Doch mit dem Bergeschlauch ließ sich der Gennaker selbst bei rauen Bedingungen sicher und kontrolliert bergen. Das hat uns spürbar mehr Sicherheit gegeben – und dazu geführt, dass wir das Segel häufiger und entspannter genutzt haben, als es sonst der Fall gewesen wäre.
Mein Fazit: Wenn es finanziell machbar ist, würde ich besonders bei Segeln ab 80 m² oder kleiner Crewstärke immer zum Bergeschlauch oder Furler raten.